Interview mit Carsten Hoppe (Datenwachschutz)

Heute gibt es ein kleine eMail Interview mit Carsten Hoppe, dem Kopf hinter der Seite Datenwachschutz und dem dazu passenden Blog, das übrigens gerade relauncht ist.

Aber wir sprechen nicht nur über sein Blog und die Zeit die Carsten im Internet verbringt, sondern auch über das Thema Datenschutz im Internet, ein Thema bei dem gerade Blogger vorsichtig mit den eigene Daten sein sollten die über Blog und Twitter im Internet landen.

Da Carsten ja immer stark ausgelastet ist, freue ich mich um so mehr, dass er sich die Zeit genommen hat mir ein paar Fragen zu beantworten:

Hallo Carsten, Du bist ja der Kopf hinter dem Blog von Datenwachschutz . Aber Du bloggst dort nicht nur, sondern bist beruflich im Bereich Datenschutz tätig, umso interessanter werden Deine Antworten sein.

1. Matthias: Hallo Carsten, erstmal zum Anfang, womit verdienst Du Dein Geld, wie würdest Du einem Unwissenden wie mir Deinen Beruf erklären?

Carsten: Eine Berufsbezeichnung gibt es eigentlich nicht dafür, außer man würde mich Datenlöscher nennen, was aber extrem doof klingt. Kurzum ich bin Suchmaschinenexperte, aber kein SEO im herkömmlichen Sinne. Ich suche, finde und helfe beim löschen von Daten im Internet. Ebenso berate ich Privatpersonen und Firmen bei Unannehmlichkeiten im Internet. Speziell für Firmen machen wir auch Sicherungen von Einträgen und treten dann als Zeuge vor Gericht auf. Wir gelten neutral gegenüber einer involvierten Person und sind so glaubwürdiger bei Polizei, Staatsanwaltschaft + Gericht. Bevor jetzt aber wieder alle an die Schmuddelfilme denken, ja die gibt es auch und ich würde sagen das 50% Nacktfotos und Selbstgedrehte Pornos sind und der Rest Verleumdungen, Beleidigungen und ganz banale Dinge die einem peinlich sein könnten, weil sie gefunden werden durch Google und Co. Ebenso uralte E-Mail Adressen in Gästebüchern oder alte Einträge in Foren die man mal gemacht hat und die jetzt ein negativen Beigeschmack abgeben könnten, bei Bewerbungen oder ähnlichem.

2. Matthias: Du hast ja eine sehr große Presseabdeckung und tauchst ja hin und wieder im Fernsehen auf. Bloggst Du darüber oder kommst Du wegen Deines Blogs in die Medien?

Carsten: Wenn ich Anfragen von Presse und TV erhalte, kennen die meinen Blog gar nicht und erst am Telefon, klicken die meisten das erste Mal auf den Blog. Der Großteil kommt aufgrund meiner Homepage auf mich zu, die auch nicht viele kennen, sollten sie meinen Blog kennen. Bloggen ist aber meine Leidenschaft und hauptsächlich will ich dort aufklären/informieren. Viele Themen die ich dort behandele, entstehen aber aufgrund meiner Arbeit mit den Kunden und ich will weitere Kunden so vor Schäden/Dummheiten bewahren. Internet Neulinge gibt es noch genug.

3. Matthias: Datenschutz ist ja ein heikles Thema. Wieso betätigst Du Dich gerade in diesem Umfeld, es gibt doch sicher weniger anstrengende Berufe?

Carsten: Ich kann nicht mal sagen warum ich das mache, es hat sich irgendwie so entwickelt und als ich anfing mit Datenwachschutz am 01.01.2007, hätte ich nie gedacht dass, das Thema so umfangreich ist. In meinen vorherigen Berufen hatte ich als Gebietsleiter immer so an die 250 Mitarbeiter unter mir und musste mich auch schon dort mit Gesetzen befassen. Hier waren es aber Sozialgesetze. Datenwachschutz hat sich aus einer Laune heraus ergeben, als ich merkte dass es im Internet so richtig losging und viele mich gefragt haben, wie man was löscht oder findet. Mit dem Internet habe ich 1996 angefangen und seitdem komme ich davon nicht mehr los. Ich bin also ein old school Surfer.

4. Matthias: Was würdest Du als blauäugigste Geschichte einschätzen die Du je zum Thema Datenschutz erlebt hast?

Carsten: Ich sehe jeden Tag sehr viel „Dummheiten“ die irgendwer mal gemacht hat und nun löschen will. Entweder weil er es selber verbockt hat oder der Ex- Partner dabei geholfen hat. Die Palette geht quer durch alles was man sich vorstellen kann. Eine Top Liste habe ich nicht. Für einen ist eine Mail Adresse die er mal versehentlich gepostet hat schon der Weltuntergang und andere sind wirklich krass und es geht hier schon um Morddrohungen usw. Vieles passiert aber aus Dummheit/Unwissenheit und deswegen habe ich auch hauptsächlich den Blog ins Leben gerufen um anderen zu helfen und vor größeren Dummheiten zu bewahren.

5. Matthias: Programme wie Twitter sind doch eigentlich der Alptraum eines jeden Datenschützers, oder? Wie kommt es dann, dass Du selber sehr fleißig twitterst?

Carsten: Ich habe mal einen Artikel dazu im Blog geschrieben. Der Titel war „HALLO Mac Fly, Tock Tock, jemand zu Hause“ Jeder der die Filme „Zurück in die Zukunft“ gesehen hat, wird den Spruch verstehen und die Kernaussage war, das jeder zu 99% dafür verantwortlich ist, was über einen im Internet steht. Man könnte es auch sehr kurz fassen und sagen „Erst das Gehirn einschalten und danach erst den PC“ Man kann, soll und wird in Zukunft das Internet immer weiter und häufiger nutzen. Soll man auch machen, nur halt aufpassen, was ins Internet gestellt wird. So bleibt einem zumindest die Selbstkontrolle über die Einträge die selbst generiert worden sind. Im Internet geht alles nach Relevanz und Suchmaschinen sind doof. Diese können nicht unterscheiden zwischen falsch und richtig. Ergo generiere ich lieber selber Einträge positiver Art und wenn dann mal ein negativer Beitrag kommt, ja das gibt es auch über uns, dann fällt der unter ferner liefen. Als Beispiel: Ich finde zu meinem Namen 3 Einträge „nur“ im Internet. Wenn auch nur einer davon negativ ist, wird dieser auf jeden Fall bemerkt werden. Habe ich aber 1.000 Einträge im Internet fällt 1 negativer nicht mehr so auf. Es wird immer negativ und immer positiv im Internet geben, aber mit mehr positiven Einträgen kann der User schon unterscheiden, wer der Typ ist den ich da finde im Internet. Aber twittern mache ich auch weil es unheimlich süchtig macht 😉

6. Matthias: Woher kommt die Motivation hinter Deinem Blog? Ist das eine Unterstützung für Dein Geschäft und wie gut konvertiert das in Kunden?

Carsten: Der Blog ist Informationsquelle in erster Linie. Für meine Kunden und halt alle die mich über Google finden. Ich bekomme dadurch bestimmt auch einige Kunden, da ich ja auch viele Fachartikel schreibe. Ein Blog ist ein gutes lebendiges Medium und nicht starr wie eine Homepage.

7. Matthias: Wieviel Zeit verbringst Du am Tag im Internet in Deinem Blog, RSS Reader und Twitter? Und bleibt daneben überhaupt noch Freizeit?

Carsten: Ach ja der schlimme Zeitfaktor. Der Tag hat „nur“ 24h und ich bräuchte eigentlich 48 Stunden pro Tag um alles zu schaffen was ich täglich umsetzen will. Mich kann man schon als Internetjunkie betiteln, weil ich ca. 8-12 täglich, an 7 Tagen am PC hänge und auch wenn es sich jetzt absolut absurd anhört. In meiner Freizeit zocke ich zum abreagieren Counterstrike Source oder Day of defeat am Computer. Da ich in der Vergangenheit schon einige Plugins programmiert und Gameserver betreut habe. Ich habe sogar einen Game Blog, der aber nicht wirklich noch gepflegt wird. Er ist aber immer noch online weil täglich zig User dort meine Tutorials lesen wie Game Server aufgesetzt werden usw. www.geierclan.blogspot.com Neben diesem Game Blog hatte ich noch einen privaten, der aber aufgelöst wird aus Zeitmangel. Das ganze Arbeitspensum verteilt sich über den ganzen Tag und neben 50-100 Mails die ich am Tag schreibe, lese ich noch sehr viel (Presse) bin im Reader unterwegs und komme oftmals schon gar nicht mehr zum kommentieren anderweitig, wobei ich schon ein schlechtes Gewissen habe.

8. Matthias: Was würdest Du einem Neu-Blogger als absolut wichtigsten Tipp mit auf den Weg geben, und welche Fehler sollte er auf keinen Fall begehen?

Carsten: Schwierige Frage. Das Medium Blog ist so umfangreich das man kaum weiß wo man anfangen soll und wo es aufhört. Als „reiner“ Privatmensch würde ich keinen Blog mehr betreiben, denn dafür ist Twitter viel besser für geeignet. Ein Blog setzt Programmierkenntnisse voraus und auch rechtlich (Impressum) ist einiges zu beachten. Wenn doch ein Blog, dann sollte man sich spezialisieren auf ein Thema oder halt wie der Ecki rein privat bleiben. Wer aber erfolgreich werden will, schafft das nicht mit Gewalt, sondern muss richtig viel Zeit investieren und hart daran arbeiten. Allein mein Theme vom Blog hat mich 20 Stunden gekostet und dabei habe ich es „nur“ umgebaut, da mir das optische auch wichtig war. Als Blogger will man auch gelesen werden und das ist sehr zeitintensiv und nicht mal eben nebenbei erledigt. Deswegen finde ich Twitter auch einfacher und kommunikativer. Es ist vor allem Stressfreier….

9. Matthias: Was glaubst Du wo sich diese ganzen Internet-Tools wie Blogs, Twitter, Messenger und Co hinbewegen werden? Wird man in den nächsten Jahren ohne eigene Domain überhaupt noch auskommen und was bedeutet das für den Datenschutz?

Carsten: Es wird noch sehr viel passieren und es wird definitiv schneller werden das ganze. Das Internet wächst rasant an und man kommt schon gar nicht mehr mit, wie schnell alles passiert. Blogs wird es nach wie vor geben, aber ich glaube dass diese für Spezialgebiete eher interessant bleiben. Kommunikation wird richtig wachsen und das „Überall Internet“ wird man demnächst gar nicht mehr wegdenken können. Früher musst man einen Brief per Luftpost schicken und dieser war zig Tage unterwegs um mit Bekannten aus USA in Verbindung zu bleiben. Telefon war damals ja unbezahlbar. Heute knipst man Skype an und schon kann so telefoniert werden, als säße der Freund aus Übersee einem gegenüber. Was den Datenschutz betrifft, sehe ich nicht wirklich schwarz, aber man wird durch das Internet schon gläserner und wird mit einem gewissen, öffentlichen Leben, leben müssen.

10. Matthias: Und als letzte Frage: Wo wird sich das Datenwachschutz-Blog im Jahre 2009 hinbewegen, hast Du irgendwas für die Zukunft für Dein Blog geplant?

Carsten: Geplant habe ich nichts Definitives. Ich habe bisher alles richtig gemacht und werde diesen Weg auch weiter verfolgen. Ich habe bisher gut informiert und das will ich auch weiter machen.

Vielen Dank an Carsten für die geopferte Zeit, hat er ja eh nicht so viel von, und die offenen Wort. Und wie immer, wenn ihr euren Senf dazu abgeben wollt, immer her damit, schreibt einfach fleissig Kommentare, nicht nur Carsten würde sich sicher darüber freuen..

7 Antworten auf „Interview mit Carsten Hoppe (Datenwachschutz)“

  1. Herrlich. Ein ausgeschlafener Ecki, ein Brötchen, ein Kaffee und dieser Artikel. Gerne gelesen, nicht nur weil ich den Carsten sehr gut kenne. Den Carsten schätze ich sehr als Freund, Blogger und hilfsbereiten Menschen!

  2. Ein tolles Interview. Carsten kenne ich ja noch nicht so lange (leider 🙁 ), umso mehr freut mich dieses Interview.
    Der Beruf „Datenlöscher“ klingt in meinen Ohren sehr interessant und spannend. Da stolpert man doch sicher über manche Kuriosität.

  3. interessantes und aussagekräftiges interview…wie klein doch die welt ist einige leute wie den ecki lese ich regelmässig in seinem blog und carsten ist mir auch schon eine weile bekannt da lese ich auch im blog!
    also gute und wertvolle leute…toll das du ihn interviewen konntest!

    gruss
    aus Bern
    Andy

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