Regelsätze: Dafür gibt es Hartz 4 Arbeitslosengeld

Es wird ja 5 Euro mehr Hartz IV Geld geben, aber woraus setzen sich diese Regelsätze wirklich zusammen?

Unsere liebe Ursula von der Leyen hat daher eine feine Analyse in Auftrag gegeben um rauszufinden wofür man im täglichen Leben wirklich Geld braucht und worauf man eben verzichten kann. Schliesslich soll das Leben als Arbeitsloser nicht besser bezahlt werden als als Arbeitnehmer.

Neu ist ja, dass es nun kein Geld mehr für Tabak und Alkohol geben wird, aber wofür genau gibt es diese magische Summe von 364 Euro?

  • Abteilung 1 (Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke): 128,46 Euro
  • Abteilung 3 (Bekleidung und Schuhe): 30,40 Euro
  • Abteilung 4 (Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung): 30,24 Euro
  • Abteilung 5 (Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände): 27,41Euro
  • Abteilung 6 (Gesundheitspflege): 15,55 Euro
  • Abteilung 7 (Verkehr): 22,78 Euro
  • Abteilung 8 (Nachrichtenübermittlung): 31,96 Euro
  • Abteilung 9 (Freizeit, Unterhaltung, Kultur): 39,96 Euro
  • Abteilung 10 (Bildung): 1,39 Euro
  • Abteilung 11 (Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen): 7,16 Euro
  • Abteilung 12 (Andere Waren und Dienstleistungen): 26,50 Euro

(Quelle: PDF Regelsätze)

Übrigens, für die Kopfrechner unter euch, die Summe der Ausgaben oben ist 361,81 Euro. Da sich die erfassten Ausgaben aber auf das Jahr 2008 beziehen, werden sie unter Annahme einer Teuerungsrate für 2011 auf insgesamt 364 Euro hochgerechnet.

Ich muss ja ehrlich zugeben, als Arbeitnehmer gehen diese Hartz IV Diskussionen ein bischen an mir vorbei, aber jetzt wollte ich mir doch mal ansehen wofür das Arbeitslosengeld wirklich gezahlt wird, und ich bin wirklich überrascht.

Bildung für 1,39 Euro im Monat, oder Verkehr für 22 Euro? Ob die liebe von der Leyen jemals Bahn fährt? Die würde sich wundern was das kostet..

Ich bin ja kein Wirtschaftsexperte, aber die Werte erscheinen mir gefühlsmäßig als viel zu niedrig. Und gerade Bereiche wie Bildung mit 1,39 Euro anzusetzen, finde ich völlig daneben. Verstehe natürlich das Bedürfnis das Arbeitslosengeld nicht zu hoch zu treiben, aber die Aufsplittung finde ich eigenartig.

Wie seht ihr das? Sind die Regelsätze realistisch, oder eher ein bischen am Ziel vorbei?

Ursula von der Leyen

13 Antworten auf „Regelsätze: Dafür gibt es Hartz 4 Arbeitslosengeld“

  1. Sehr interessant die Aufteilung.
    Aber ich muss dir zustimmen, die Berechnung für Bildung und Verkehr sind echt nen Witz.
    In Berlin kostet ne Umweltkarte (Monatskarte) 72 EUR. Ok es gibt auch nen „Berlin-Ticket S“ für Empfänger von Arbeitslosengeld II. Das kostet aber auch 33,50 EUR. Müsste man also laufen oder aber zb 10 EUR von einer anderen Rubrik streichen.

    Und Bildung für 1,39 EUR. Dafür kann man sich ja grad mal 2-3x pro Monat eine Tageszeitung kaufen. Geschweige denn eine Zeitschrift oder ein Buch. Wenn dann nur gebraucht für 1 EUR. Schlimm.

  2. Finde 1,39 Euro für Bildung eine absolute Frechheit, da braucht man sich dann hinterher nicht darüber zu wundern, dass es von ungebildeten Leuten nur so wimmelt.

  3. Auch wenn es zynisch klingt, aber 22€ für Verkehr sollten schon reichen, denn wozu braucht ein Arbeitsloser ein Monatsticket? Er muss ja nicht täglich raus und zur Arbeit fahren oder dergleichen… Er muss vielleicht einmal die Woche zum Einkaufen fahren, das war es auch schon, da sollte jeweils ein WE-Ticket bzw. eine Tageskarte reichen 😉

    Und zum Thema Kultur und „Nachrichtenübertageung“ sage ich jetzt mal nichts (oder etwa doch?), mir als Student, der auf jedenfall einen Inet-Zugang für seine Uniaufgaben braucht, wird auch kein Anschluss gesponsert. Und Kultur muss ich auch sehen, wie ich mir das leisten kann, dass da einige (nicht alle!) Hartz IV Empfänger in die Mentalität verfallen, warum soll ich arbeiten, wenn ich hier mehr kriege, ist ja auch kein Wunder…

    Ich bin eigentlich auch der Meinung, Hartz IV sollte nur als Brücke dienen, und nicht, wie es leider viele tun, als Dauerlösung sich darauf einzurichten. Hier hat aber auch die Politik etwas zu tun: Nämlich vernünftige Jobs zu vernünftigen Löhnen zu schaffen, und nicht, wie kürzlich beschlossen den Nebenverdienst erhöhen, so treibt man das Lohn-Dumping nur voran!

  4. Ich denke man sollte die Aufsplittung nicht so eng sehen. Sicher sind viel Posten sehr niedrig, auf der anderen Seite ist das „Komplettpaket“ doch aber in Ordnung.
    Es reicht zum Leben, zwar kein Luxus aber man kann mit dem Geld überleben.

    Wer arbeiten will der findet auch früher oder später Arbeit. Viele wollen doch gar nicht arbeiten und die meisten die wollen sind zu alt, haben 30 Jahre gearbeitet und Steuern gezahlt und bekommen vom Staat einen Arschtritt in Form von HarztIV – das ist doch die eigentliche Ungerechtigkeit.

  5. Sicherlich sind aktuell 364 Euro nicht die Welt, dafür wird vom Amt die Miete übernommen. Ein Problem ist, dass viele, die 40 Stunden die Woche arbeiten, noch mit Hartz4 aufstocken müssen, damit sie leben können, weil ihr Lohn zu niedrig ist und sie ausgebeutet werden.
    Ich selber gehöre nicht dazu, aber eine gute Freundin, alleinerziehend und in Teilzeit beschäftigt durfte zeitweise aufstocken, da es sonst nicht gereicht hätte. Wie schon geschrieben wurde, Hartz4 soll ja nicht für immer sein, sondern eine Überbrückung, bis man was hat.

  6. Ich bin auch der Meinung, dass der Hartz4-Satz ausreichend ist und würde die Aufsplittung nicht so eng sehen. Und wenn letztens vielleicht einer SternTV auf RTL von euch gesehen hat, da kam mir schon wieder fast das Kotzen (Entschuldigung für diesen Ausdruck). Ein arbeitsloses Pärchen, sie 27 Jahre, keine Ausbildung, ein Kind, die Wohnung war gar nicht mal so schlecht ausgestattet (angeblich alles geschenkt bekommen) und „Wir kommen nicht mit Hartz4 aus!“. In der Sendung stellte sich dann heraus, dass sie Schulden in Höhe von 100 Euro jeden Monat abbezahlen müssen und noch dazu ein Auto fahren! Da sag ich nur: Meine Liebe, dafür ist aber Hartz4 nicht zuständig! Und wenn man mit 27 noch keine Ausbildung hat, dann werden einen auch in der Zukunft keine rosigen Zeiten bevor stehen. Da kannst du sogar noch froh sein, dass selbst für solche Leute Hartz4 zu steht, obwohl da keine Besserung bzw. ein Arbeitsplatz in Sicht ist.

    Bevor wir über Hartz4-Sätze diskutieren, sollten wir uns lieber um Geringverdiener kümmern, dass diese ausreichend vergütet werden! Meine Meinung!

  7. Gestern bei extra3 hatten sie auch tolle Beispiele.
    Diese ganzen Einzelposten sind Unsinnig. Keine Ahnung wie die erraten, äh berechnet wurden. Wichtig ist allein, dass jeder vernünftig über die Runden kommt.
    Im TV werden natürlich nur die faulen Hart-IV-Ausnahmen gezeigt, nie die 95%, die ehrlich sind, Arbeit suchen aber nicht bekommen, und kaum wissen wie sie über die Runden kommen sollen.

  8. ..ich bin fassungslos, wie leicht es in der BRD ist sich mit einfachen „Situationsangaben“ zum Harz4-bezieher zu machen. Heute fuhr sogar bei mir im Ort eine Familie vom LIDL mit dem Taxi nach hause – auf „Vereinskosten“ versteht sich! – sie haben ja kein Geld für eine 9-öpfige Familie ein Fahrzeug zu beschaffen, deshalb zahlt Amt. So funktioniert kein Sozialstaat – zumindest nicht mehr lange…

  9. Man sollte es nicht schlechter reden,als es ist. Fakt ist,daß ein großer Teil der Arbeitnehmer,für etwa das gleiche Einkommen daß einem Hartz4-
    Bezieher in der gleichen familiären Größenordnung berechnet wird,arbeiten geht,dadurch bedingte Ausgaben hat und Leistung erbringt. Dieser Personengruppe verbleibt nicht mehr als dem Hartz4-Bezieher. Im Gegenteil: Miete,NK etc. gehen davon noch ab. Ich gehe sogar soweit,zu behaupten,daß der AN noch schlechter gestellt ist. Realistischer Weise muß auch einfach gesagt werden,daß man kaum Hartzler findet,die nicht über den“Luxus“ von Handys,Internet,PSPs etc. verfügen. Jeder beschwerte sich,daß man mit 5 Euro mehr nichts anfangen kann,aber alle jammerten, als diese dann plötzlich als Erhöhung nicht mehr sicher waren… Und die Aufsplittung ist nur eine Umlage,denn es fallen ja nicht regelmäßig Haushaltsheräte, Kleidung etc an. Also bitte nicht unrealistisch werden.
    Meiner Meinung nach sollte ALG2 individueller,je nach geleisteten Dienstjahren,entsprechend hoch berechnet werden,um die arbeitswilligen
    zu belohnen und die unwilligen zu motivieren.

  10. @Silke: Sieh es mal andersrum. Warum bekommt jemand der 8 Stunden arbeitet nur diesen Hungerlohn? Nicht die Hartz-IV-Opfer kriegen zu viel sondern die Arbeitnehmer zu wenig. Das ist das eigentliche Problem.
    Aber so kann man ja schön Front gegen die „Schmarotzer“ machen. Da darfst du nicht auf die BILD-Propaganda reinfallen. 😉

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