Nachdem die Banken die Erwachsenenwelt sowohl offline als auch online gewonnen haben, werden nun Kinder umworben. Nachdem der Spiegel bereits 1990 über die Einführung einer Kreditkarte für Kinder berichtete, die eher wie ein Bonusheft funktionierte, jedoch mit der Haptik der Plastikkarten arbeitete, folgte 2003 laut einem Bericht der Welt zufolge die massenweise Vergabe von Prepaid-Kreditkarten an Kinder in den USA. Inzwischen ist dieser Trend auch in Deutschland angekommen, immer mehr Banken offerieren den jungen Kunden aufladbare Geldkarten. Der Sinn des Unterfangens ist die frühzeitige Kundenbindung, da die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die jugendlichen Kunden der Bank auch im Erwachsenenalter treu bleiben werden.
Was sind Prepaid-Kreditkarten?
Neben den klassischen Kreditkartenformen, bei denen der Kunde zunächst Einkäufe mit der Karte tätigt, die in einem meist monatlichen Turnus als Einmalzahlung von einem Girokonto abgebucht werden, muss bei der Prepaid-Kreditkarte zunächst ein Guthaben aufgeladen werden, das im Anschluss daran ausgegeben werden kann – ähnlich wie bei vorausbezahlten Guthaben für das Mobiltelefon. So haben nicht nur Kunden mit einer schlechten Bonität die Möglichkeit, eine Kreditkarte zu erhalten, sondern eben auch Kinder.
Immer mehr Geldhäuser bieten aufladbare Kreditkarten speziell für Kinder an, auf die die Eltern das Taschengeld oder Teile davon überweisen können. Die Kinder lernen damit den bargeldlosen Zahlungsverkehr und haben die Möglichkeit, Käufe im Internet zu tätigen.
Dabei sind vor allem zwei Formen der Kreditkarten im Umlauf. Neben den physischen Karten, die ähnlich wie die klassischen Karten zum Einkauf im Handel verwendet werden können, finden virtuelle Karten ausschließlich beim Online-Shopping Verwendung: Der Kunde erhält hierzu alle notwendigen Daten einer Kreditkarte, jedoch keine physische Plastikkarte.
Welche Unterschiede bestehen zu herkömmlichen Kreditkarten?
Die Prepaid-Karte unterscheidet sich in der Regel von klassischen Kreditkartenformen durch zwei Merkmale: Zum einen weist sie nicht die für Kreditkarten typische Hochprägung der Angaben auf, sondern ist bedruckt wie eine EC-Karte. Des Weiteren ist sie häufig um den Satz „Electronic use only“ ergänzt. Beides verhinderte früher das Auslesen der Karte über bestimmte Lesegeräte, die heute jedoch fast gar nicht mehr verwendet werden.
Nachteile sind mit der Prepaid-Karte laut Ausskunft des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) nicht zu befürchten. Die einzige Ausnahme sind Autovermietungen, die Kreditkarten häufig als Sicherheit für eventuelle Schäden annehmen und die Prepaid-Karten aufgrund der mangelnden Deckungssumme damit mehrheitlich ablehnen.
Welche Funktionen hat eine Kreditkarte für Kinder?
Kinder haben im Internet zahlreiche Möglichkeiten, um Geld auszugeben: Klingeltöne für das Handy, Musik und Videos aus dem Internet downloaden. Problematisch erscheint dabei jedoch nicht selten die Zahlungsmöglichkeit: Ohne eigenes Konto oder eine Kreditkarte müssen immer wieder die Eltern um Hilfe gebeten werden.
Guthaben aufladen und shoppen
Abhilfe schafft hier die Prepaid-Karte: Der Besitzer zahlt Guthaben auf das Kartenkonto ein, das ihm dann zur freien Verfügung steht. Beim Shoppen erfolgt eine Vorauthorisierung des erforderlichen Betrags auf der Karte, um zu ermitteln, ob das Guthaben auf der Karte für den Einkauf oder für die Tankfüllung ausreicht. Sobald das Guthaben der aufladbaren Kreditkarte verbraucht ist, kann damit nicht mehr bezahlt werden, bis eine erneute Aufladung erfolgt ist.
Gefahren lauern hier jedoch bisweilen im stationären Handel. Alte Lesegeräte ohne Internet-Verbindung können oft nicht hinreichend prüfen, ob noch ausreichend Geld auf der Karte ist. Als Folge überziehen Kinder und Jugendliche dann das Budget – und zahlen dafür hohe Zinsen bzw. läuft das Finanzinstitut Gefahr, das Geld nicht wiederzusehen. Die Sparkassen verlangen daher auch von Minderjährigen eine schriftliche Erklärung, dass man im Falle eines „negativen Saldos“ auf ein (elterliches) Girokonto zurückgreifen darf.
Guthabenverzinsung
Die Besonderheit von vielen Prepaid-Karten ist die Guthabenverzinsung. Dadurch können Sparen und Geldausgeben gleichzeitig erlernt werden.
Sicherheit
Aufgrund der Beschränkung auf das Guthaben kann auch bei einem Verlust nicht allzu viel passieren – mehr als das aufgeladene Guthaben kann nicht ausgegeben werden. Dieses ist bei Kindern teilweise auf 300 Euro begrenzt, einige Anbieter beschränken zusätzlich das Jahresvolumen auf maximal 5.000 Euro. Darüber hinaus werben viele der Anbieter mit einer schnellen Abwicklung der Rückerstattung im Schadensfall. Insbesondere wegen dieser Sicherheit gelten Prepaid-Kreditkarten als Tipp fürs Online-Shopping.
Zwar ist auch der Besitzer einer normalen Kreditkarte nur bei grober Fahrlässigkeit in vollem Umfang für den Schaden haftbar, wenn Betrüger mit seinen Kartendaten sein Konto plündern. Allerdings ist der Weg, bis man das Geld zurück hat, kompliziert.
keine Bonitätsprüfung
Aufgrund der Kontoführung auf Guthabenbasis ist die Vergabe von Prepaid-Karten an Jugendliche risikoarm. Dementsprechend verzichten viele Anbieter auf eine Bonitätsprüfung und/oder eine Schufa-Auskunft, sondern knüpfen die Vergabe lediglich an die Nennung eines (elterlichen) Girokontos, das im Zweifelsfalle belastet werden kann.
Kontoführung
Die Kontoführung erfolgt in der Regel ausschließlich online, für die Zusendung von Papierauszügen werden meist Gebühren verlangt. Der Vorteil: So haben auch Eltern die Möglichkeit, die Zahlungsvorgänge der Kinder zu überprüfen. Darüber hinaus bieten viele Institute einen SMS-Service zur Kontoabfrage an.
Gebühren
Prepaid-Karten sind häufig teuer. Beim Abschluss des Vertrages wird eine Gebühr fällig, die entweder per Vorkasse entrichtet oder bei der Erstaufladung eingezogen wird. Darüber hinaus werden Jahresgebühren erhoben, die nicht immer billig sind: Die Schwäbische Bank verlangt beispielsweise für die SupremaCard 79 Euro jährlich, die PayangoCard kostet im Jahr 20 Euro für Jugendliche. Mit der Prepaid-Karte der Wüstenrot-Bank gibt es lediglich ein einziges kostenloses Angebot, das jedoch nur im Zusammenhang mit einem Girokonto und damit einer Schufa-Auskunft erhältlich ist.
Einige Banken erheben darüber hinaus weitere Gebühren: So werden teilweise monatliche Verwaltungskosten für die Kontoführung (Yuna- und Wirecard Bank) oder Gebühren für die Aufladung erhoben (Yuna-Card). Dementsprechend sollten sich Eltern vor der Beantragung genau informieren, welche Eröffnungs- und Jahresgebühren fällig werden.
Bargeld mit der Prepaid-Kreditkarte
Die Bargeldabhebung kostet mit einer Prepaid-Kreditkarte grundsätzlich Geld. Sind häufige Barabhebungen geplant, sollte ein Anbieter mit geringen Gebühren gewählt werden. So berechnet die Landesbank Berlin (LBB) beispielsweise nur 1 Prozent vom Betrag, maximal aber 2,50 Euro. Mit der PayangoCard der LBBW bezahlt man für Abhebungen hingegen mindestens 2,50 Euro, bei der YunaCard mindestens 3,50 Euro. Andere Anbieter sind mit 4 Euro oder 5 Euro pro Abhebung noch teurer. Erst bei dreistelligen Beträgen erheben die Anbieter eine prozentuale Gebühr.
Vorsicht ist vor allem in diesem Zusammenhang bei der Lastschrift-Rückgabe geboten: Ist das Konto nicht ausreichend gedeckt, kostet die Rückbuchung der Zahlung wie auch bei einem Girokonto Gebühren – Anbieter verlangen hierfür zwischen 2,50 Euro und 10 Euro pro Transaktion.
Beispiel: Peter benötigt 100 Euro in bar, die er mit der Prepaid-Karte am Geldautomaten abhebt. Dabei hat er jedoch vergessen, dass die Bank für jede Barabhebung 5 Euro pro Transaktion verlangt. Da die bei der Abhebung lediglich prüft, ob der Auszahlungsbetrag gedeckt ist, nicht aber die anfallenden Transaktionskosten, wird die Forderung der auszahlenden Bank über die 5 Euro Gebühr eventuell abgewiesen, da Peters Guthaben erschöpft ist. Damit erfolgt eine Weiterleitung an die Bank, die Peters Girokonto führt. Wenn das Girokonto jetzt auch nicht die erforderliche Deckung aufweist, dann kommt es zu einer Lastschrift-Rückgabe.
Damit steht das Guthaben jetzt im Minus mit:
- 5 Euro für die Gebühr
- Gebühr vom Kartenanbieter für die Lastschriftrückgabe,
- Gebühr der Bank für eine Lastschriftrückgabe.
Neben diesen Transaktionskosten können auch Abhebungen im außereuropäischen Ausland oder der Einzug von Jahresgebühren zu Lastschrift-Rückgaben führen. Sicherheitshalber sollten außerdem keine regelmäßigen Belastungen wie Vereinsbeiträge oder Abonnements über eine Prepaid-Karte abgewickelt werden.
integrierter Jugendschutz
Einige Anbieter bieten die für Kinder konzipierten Karten mit einem integrierten Jugendschutz an, der einen Missbrauch, zum Beispiel durch den Kauf von Alkohol und Zigaretten über das Internet, verhindern soll. Dies erfolgt über eine spezielle Codierung der Karte, die dazu führt, dass bestimmte jugendgefährdende Angebote und Leistungen nicht mit der Prepaid-Karte bezahlt werden können.
Lerneffekt
Da die Prepaid-Kreditkarte nur mit einem entsprechenden Guthaben eingesetzt werden kann, besteht keine Gefahr der Verschuldung. Die Jugendlichen können damit gefahrlos lernen, ihr Geld zu verwalten und bargeldlos zu bezahlen.
Verbraucherschützer warnen jedoch davor, Kindern zu früh elektronische Zahlungsmittel anzuvertrauen, da virtuelles Geld schneller ausgegeben werde. Dementsprechend sollten Kinder zunächst mit dem selbstverdienten Geld an elektronische Zahlungsmittel herangeführt werden. Nur der Verlust von Bargeld ist für ein Kind nachvollzieh-/spürbar. Der Wert muss durch das haptische Erlebnis erlebt und erfahren werden.
Wo sind die Karten erhältlich?
Die Zahl der Prepaid-Kreditkartenanbieter ist unüberschaubar. Die bekanntesten dürften die Angebote der Landesbanken Baden-Württemberg (LBBW) und Berlin (LBB) sowie die Karten der auf Kinder spezialisierten Anbieter (Wirecard, MediusCard, Yuna Card etc.) sein. Hinzu kommt ein riesiges Angebot von Co-Branding-Karten, die Banken in Kooperation mit Händlern herausgeben. Wer plant, eine Prepaid-Kreditkarte anzuschaffen, hat die Qual der Wahl, da auch einzelne Anbieter unterschiedliche Pakete anbieten. Allein die Schwäbische Bank bietet drei Prepaid-Kreditkarten speziell für Jugendliche an.
Die Karten sind in der Regel für Jugendliche ab 12 Jahren, in Einzelfällen sogar ab 7 Jahren, erhältlich. Zum Abschluss des Kartenvertrages ist das Einverständnis des Erziehungsberechtigten erforderlich.
Checkliste
- Wie hoch ist die Jahresgebühr?
- Erhebt der Anbieter zusätzlich eine Freischaltgebühr (Aktivierungs-) oder monatliche Gebühren?
- Auf welchen Wegen kann ich gebührenfrei mein Guthaben aufladen?
- Wie ist die Laufzeit der Karte?
- Welche Kündigungsfristen muss ich beachten?
- Überweist der Anbieter bei Vertragsende das Restguthaben kostenlos auf mein Konto?
- Gibt es ein Limit für Bargeldabhebungen?
- Wie hoch sind die Gebühren für Bargeldabhebungen?
- Ist der Jugendschutz – insbesondere bei Käufen über das Internet – gewährleistet?
- Gibt es ein Limit für Transaktionen mit der Karte?
In Zusammenarbeit mit guenstigekredite.info.
Und? Was haltet ihr von der Geschichte? Gibts das bald auch für eure Kinder, oder lasst ihr da lieber die Finger von?
Vielen Dank für diesen interessanten und informativen Artikel. Auch ich bin eine Mutter, die ihre Kinder an den Umgang mit Kreditkarten beibringen und gleichzeitig die Kontrolle über die Ausgaben meiner Kleinen behalten will.
Sie schreiben, dass auch die Schwäbische Bank Karten für Jugendliche im Angebot hat und erwähnen die SupremaCard, die mit 79 € Jahresgebühr en teuer erscheint. Jedoch ist diese Karte, die man mit einem Online-Konto erhält, für Erwachsene ausgelegt (ich selbst besitze eine). Für Kinder und Jugendliche ist vielmehr die MyPrepaid gedacht. Die MyPrepaid kostet nur 10 € im Jahr und schneidet somit im Vergleich gut ab. Was meine Kinder zusätzlich begeistert hat, ist, dass man die Karte im eigenen Wunschdesign bestellen kann.
Mein Fazit: Ich bin wirklich sehr zufrieden mit den Prepaid MasterCards der Schwäbischen Bank – gute Konditionen und super Service!
Viele Grüße Johanna
Sehr interessant, aber immer noch etwas gewagt – wenn ich dran denke ich hab eine yuna card und weiß damit umzugehen, aber ein Kind? Ich finde den Umgang mit Bargeld ach immens wichtig, da hat man etwas in der Hand und der Wert erscheint einfach auf, beim bargeldlosen Zahlen verliert man ja den Überblick sehr schnell. Das würde ich eher erwachsenen Händen zutrauen.
Ich finde Kreditkarten für Kinder bzw. Jugendliche in der heutigen Zeit wichtig. So lernt das Kind schon im frühen Alter auch den Umgang mit Geld ohne wirklich Geld in der Hand zu halten. Wenn wir mal ein wenig weiter denken dann wird das Bargeldlose bezahlen definitiv noch viel mehr. Zum Beispiel NFC in Smartphones. Ein Smartphone hat mittlerweile auch fast jedes Kind.
In den meisten Fällen ist ein Konto mit Kreditkarte fördernd und praktisch für das Kind. In meinem DKB Blog gehe ich etwas näher auf das Kinderkonto der DKB ein. Das Kinderkonto ist an ein DKB Konto eines Elternteils gebunden und erhält somit volle Kontrolle. Die Karten funktionieren standardmäßig bis zum 18 Lebensjahr als Prepaidkarten, somit kann keine Verschuldung entstehen.
Auf jeden Fall ist es eine gute Sparanlage und praktisch für Taschengeldüberweisungen.