Gast Meinung von Christian:
Noch vor knapp zwei Wochen sorgte Bundespräsident Köhler für Aufsehen, als er öffentlich höhere Benzinpreise forderte. Doch nicht nur Köhler macht sich momentan Gedanken über die Benzinpreise, die pünktlich zu den Osterfeiertagen neue Höchststände erreicht haben. (Der Liter Diesel kostet momentan an den Tankstellen um die 1,23 Euro.)
Ganz aktuell ist es die schwarz-gelbe Koalition, die einen erneuten Versuch starten will die Benzinpreise in den Griff zu bekommen. Zur Diskussion steht ein möglicher staatlicher Eingriff, um das Oligopol an den Zapfsäulen (wenige Anbieter & viele Nachfrager) und notfalls die Geschäfte der dahinter stehenden Konzerne zu zerschlagen.
Die schwarz-gelbe Koalition will als Reaktion auf die hohen Benzinpreise offenbar notfalls eine Zerschlagung des deutschen Geschäfts der Mineralölkonzerne prüfen. Dazu soll das schärfere Wettbewerbsrecht eingesetzt werden, das Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) vorbereitet.
(Quelle: GOYAX)
Doch ist dieses Vorhaben überhaupt umsetzbar? Ein schärferes Wettbewerbsrecht ist eine Sache, aber was nützt es, wenn man den Mineralölkonzernen keine Preisabsprachen nachweisen kann? Schließlich gibt es auch von Seiten des Bundeskartellamts keine eindeutigen Beweise dafür. Und es ist ja nicht so, dass das Bundeskartellamt erst seit zwei oder drei Wochen versucht den Ölkonzernen dies nachzuweisen.
Jetzt, wo alle Autofahrer und auch Politiker Kritik an der Mineralölindustrie üben, melden sich natürlich auch wieder die Sprecher der Ölkonzerne zu Wort. Und deren Argumente klingen auf den ersten Blick mal wieder überaus plausibel. Denn der Benzinpreis an der Zapfsäule hängt bekanntlich von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen natürlich vom Rohölpreis, der sich momentan auf dem höchsten Stand seit 18 Monaten befindet. Da Rohöl größtenteils in US-Dollar gehandelt wird, spielt auch die Entwicklung des Euro zum US-Dollar eine Rolle. Und genau diese beiden Faktoren sind es, mit denen die Mineralölkonzerne die aktuelle Entwicklung der Benzinpreise erklären. Einzig und allein verantwortlich für die momentane Benzinpreisentwicklung sei der hohe Rohölpreis und der schwache Euro. Und ein weiterer Faktor, warum der Benzinpreis gerade jetzt steigt: In den USA herrscht um diese Jahreszeit eine erhöhte Benzinnachfrage.
Also mal wieder nur Zufall, dass wir an deutschen Tankstellen zu den Osterfeiertagen etwa 5 Cent mehr zahlen müssen als noch vor zwei Tagen? Und überhaupt, handelt es sich bei den seit mehreren Jahren bestehenden Vorwürfen der Preisabsprache in der Mineralölindustrie möglicherweise nur um einen Irrglauben? Sozusagen das Preisabsprache-Phantom? Falls es Preisabsprachen gibt sind diese wirklich clever gemacht. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass es auch im nächsten und übernächsten Jahr zu den Ostertagen zu einem plötzlichen Anstieg der Spritpreise kommen wird.